Pandoras Vermächtnis

„Traum- und Parallelwelten sowie Eskapismus in der Psychoanalyse haben mich immer fasziniert. In meinen Filmen ging es oft um Menschen, die in selbst geschaffenen ‚imaginären‘ Welten leben, sich ausgefallenen Leidenschaften hingeben und die Realität der (Norm-)Gesellschaft in Frage stellen. Daniel Pabst lernte ich in der Wiener Musikszene kennen. Er sei als Kunstsammler tätig, sagte er. Auf seiner Visitenkarte stand: ‚Sammlung Pabst‘. Ob er zufällig mit G. W. Pabst verwandt sei, fragte ich ihn. Er nickte: mein Großvater! Unterschwelliger Stolz blitzte in seinen Augen auf. Als Filmbegeisterte und großer Fan der frühen G. W. Pabst-Filme war meine Neugier geweckt. In persönlichen Gesprächen erzählte Daniel mir von seiner Kindheit und von seiner Großmutter Trude Pabst, die nach dem Tod ihres Mannes in dessen Filmen ‚weiterlebte‘. Diese Geschichten waren so unglaublich, dass ich beim Zuhören bereits einen Film vor mir sah. Mit großer Offenheit schilderte er mir auch, wie sich verbale Gewalt und Unterdrückung durch den Großvater durch die Familie zog. Wie sein Vater, Michael Pabst, sein Leben lang darunter gelitten hat. Als sein Vater starb, begann sich Daniel mit seiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen, um die vererbten Gefühle und Traumata zu verstehen, die über Generationen an ihn weitergegeben wurden.“

Angela Christlieb