Campione d’Italia liegt, umrahmt vom schweizerischen Tessin, am Luganer See. Die Exklave, ein armes Fischerdorf, wurde 1933 von Benito Mussolini zu einer italienischen Mustergemeinde umfunktioniert und war fortan die reichste Gemeinde Italiens. Quelle dieses Reichtums war ein Spielcasino, das heute das größte Casino Europas ist und etwa die Hälfte des gesamten dörflichen Zentrums einnimmt.
Seit fast hundert Jahren lebte Campione ausschließlich von diesem Casino, sowohl wirtschaftlich als auch im Selbstverständnis seiner Einwohner. Das Casino war Arbeitgeber für alle und füllte die Kassen der Gemeinde mit Abermillionen Schweizer Franken aus der Gewerbesteuer. Und es war Glamour, weltweit anreisende Prominenz, Luxusvillen, Sophia Loren, Federico Fellini; die Pelzmäntel, die Karossen! Ihr Abglanz vergoldete alle.
Im Jahre 2018 aber meldete das Casino über Nacht Konkurs an. Pleite sind seitdem auch die Gemeinde und ihre arbeitslosen Bewohner und Bewohnerinnen. Tristesse liegt über den Gassen und Promenaden; über alledem brütet das Casino als ein sinnlos gewordener, abweisender Monolith.
Was geschieht mit einer Gemeinschaft, deren sinnstiftender Mittelpunkt schlagartig nicht mehr existiert? Wie organisiert sie nach dieser „Stunde Null“ sich und ihre sozialen Strukturen neu? Will sie alles zurückhaben, obwohl es in die Katastrophe führte? Finden sich Courage und Einsicht für etwas Neues oder versinkt alles in Lethargie?
Architektur des Glücks
Michele Cirigliano, Anton von Bredow
Geboren 1976 in Zürich, Schweiz. Studium Ethnologie und Filmwissenschaft, danach Master-Studium «Realisation Dokumentarfilm» an der Zürcher Hochschule der Künste. Tätig als Regisseur.
2011 | Quando si uccide(va) il maiale | Dokumentarfilm | |
2013 | Et les portes s’ouvrent | Dokumentarfilm | |
2014 | Padrone e sotto | Dokumentarfilm | |
2021 | Football inside | Dokumentarfilm | |
2025 | Architektur des Glücks | Dokumentarfilm Co-Regie |
2025 |
Geboren 1996 in Hamburg. Studium Bühnenraum bei Raimund Bauer an der HFBK Hamburg sowie Film bei Clément Cogitore und Konzeptkunst bei Àlvaro Urbano und Petri Halilaj als ASA-Stipendiat an der École des Beaux Arts Paris. Tätig als Regisseur.
2025 | Architektur des Glücks | Dokfilm Co-Regie |