Tony Gatlif: Retrospektive bei den 51. Internationalen Hofer Filmtagen

    Tony Gatlif präsentiert in Hof nicht nur die Retrospektive, sondern auch sein neuestes Werk DJAM zusammen mit der Hauptdarstellerin Daphne Patakia.

    Das Portrait 2017 ist dem französischen Regisseur, Drehbuchautor und Komponisten Tony Gatlif gewidmet. Bekannt wurde Gatlif mit Filmen wie VENGO (2000) oder EXILS (2004), TRANSYLVANIA (2006) und GERONIMO (2014). Seine Filme handeln vom Leben der Sinti und Roma, ihrer Verfolgung und gesellschaftlichen Ausgrenzung. „Man sollte die Roma endlich in Ruhe lassen und ihnen die Möglichkeit geben, genug zum Leben zu verdienen, wie allen anderen Europäern auch, und man sollte mit den Vorurteilen aufhören“, sagt Tony Gatlif. Eine wichtige Rolle in seinen Filmen spielt auch die Musik, nicht nur der Rembetiko, sondern insbesondere die Gipsy Music, nicht zuletzt aufgrund seiner Herkunft.

    Tony Gatlif wurde 1948 in Algerien geboren, seine Mutter war Roma, sein Vater Kabyle, ein algerischer Berber. Beide Kulturen beeinflussen sein filmisches Schaffen bis heute und sind Triebkraft für seine Filme. In den 1960er Jahren ging Gatlif nach Frankreich, wo er bis heute lebt. Seine Filme wurden auf viele Festivals eingeladen, so auch nach Cannes, wo er für EXILS 2004 den Preis für die beste Regie entgegennehmen konnte. 2011 wurde er mit dem Prix Henri-Langlois für Menschlichkeit und Engagement geehrt. 2016 erhielt er den Human Rights Film Festival Award in San Sebastian.

    In Hof präsentiert Tony Gatlif nicht nur die Retrospektive, sondern auch sein neuestes Werk DJAM zusammen mit der Hauptdarstellerin Daphne Patakia (Titelfoto). Die junge Griechin Djam wird von ihrem Onkel nach Istanbul geschickt, um ein seltenes Ersatzteil für ein Boot zu besorgen. Dort trifft Djam auf die 19-jährige Französin Avril, die in die Türkei kam, um dort in der Flüchtlingshilfe zu arbeiten. Doch ohne Geld und Kontakte ist die junge Frau verloren. Die freche, freiheitsliebende, ebenso großzügige wie unberechenbare Djam nimmt sie unter ihre Fittiche, und so beginnt eine Reise voller Hoffnungen und wundervoller Begegnungen, mit großartiger Musik und Freude am Teilen. MFA+ Film startet DJAM Anfang 2018 in den Kinos.

    Die Filme der Retrospektive

    LES PRINCES
    Spielfilm 1983, mit Gérard Darmon, Muse Dalbray, Concha Tavora, u.a.
    Nara, ein Rom, lebt mit seiner Tochter Zorka und seiner alten Mutter in einer verwahrlosten Sozialbausiedlung am Rande von Paris und bringt seine Familie mit kleinen Machenschaften durch. Seine Frau Miralda hat er vor kurzem aus der Wohnung geworfen, weil sie gegen seinen Willen die Pille genommen hat. Aber da tauchen Miraldas Brüder auf und wollen Nara zur Rede stellen.

    LATCHO DROM - GUTE REISE
    Dokumentarfilm 1993
    Tony Gatlif folgt den Roma über ein Jahr lang in verschiedene Länder, von Indien bis Ägypten und zeichnet ein Bild ihres Nomadentums, ihrer Kultur, ihrer Tradition, ihrer Musik und ihres Tanzes. Es ist aber auch ein Film über ihre Sehnsüchte und den Kampf ums Überleben.

    GADJO DILO - GELIEBTER FREMDER
    Spielfilm 1997, mit Romain Duris, Rona Hartner, Izidor Servan, u.a.
    César für die beste Filmmusik 1999
    Der junge Pariser Stéphane reist nach dem Tod seines Vaters nach Rumänien, um die legendäre Romani-Sängerin Nora Luca zu finden, von der sein Vater ihm so viel erzählte. Eines Nachts begegnet er dem alten Izidor, der ihn als Oberhaupt des Clans in sein Dorf mitnimmt; er ist entschlossen, dem jungen Mann richtig Romani beizubringen. Und langsam findet Stéphane in dieser sehr verschlossenen, von Misstrauen geprägten Welt seinen Platz und lernt die wahre Bedeutung von Toleranz kennen.

    VENGO
    Spielfilm 2000, mit Antonio Canales, Antonio Dechent, Bobote u.a.
    César für die beste Filmmusik 2001
    Mitten in den maurischen, staubigen Dörfern Andalusiens spielen sich gewalttätige Familienfehden ab. Caco, Patriarch der Familie, kann den Tod seiner Tochter nicht überwinden. Trost sucht er in rauschenden Musikfesten und heißen Flamenco-Rhythmen sowie in der Liebe zu seinem behinderten Neffen. Als Caco seinen Bruder an einen konkurrierenden Clan verraten soll, gerät er in einen inneren Konflikt.

    SWING
    Spielfilm 2002, mit Oscar Copp, Lou Rech, Tchavolo Schmitt, Mandino Reinhardt, u.a.
    Der zehnjährige Max verbringt die Ferien bei seiner Großmutter, einer seßhaften Sinti, die am Stadtrand von Straßburg lebt. Die Begegnung mit dem virtuosen Gitarrenspiel des Rom Miraldo verändert sein Leben.

    EXILS
    Spielfilm 2004, mit Romain Duris, Lubna Azabal, Zouhir Gacem, u.a.
    Preis für die beste Regie Cannes 2004
    Zano und seine Freundin Naïma machen sich auf den Weg nach Algerien, um das Land ihrer Eltern kennenzulernen. Nur mit Musik im Gepäck wandern sie von einer Begegnung zur anderen, vom Techno-Rhythmus zum Flamenco, und Etappe für Etappe den Weg zurück, den so viele aus der Generation ihrer Eltern ins Exil in den Norden angetreten haben.

    TRANSYLVANIA
    Spielfilm 2006, mit Asia Argento, Amira Cesar, Briol Ünel, u.a.
    Zingarina reist zusammen mit ihrer Freundin Marie von Frankreich nach Transylvanien, um ihren Freund Milan zu finden, von dem sie schwanger ist. Als sie ihn findet, muss sie enttäuscht feststellen, dass Milan nicht abgeschoben wurde, sondern sie verlassen hat. Zingarinas Reise nimmt eine andere Wendung.

    GERONIMO
    Spielfilm 2014, mit Céline Sallette, Rachid Yous, David Murgia, u.a.
    Geronimo, ein junger Sozialpädagoge, bemüht sich, die Spannungen zweier Jugendbanden in St. Pierre zu schlichten. Als ein türkisches Mädchen vor einer arrangierten Ehe zu ihrem Rom Freund flieht, bricht die Feindseligkeit zwischen den beiden Clans während eines Musikturniers wieder auf.

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