Rosa,
du bist immer in die Vollen gegangen.
Filmisch wie thematisch.
Bereits bei den 3. Internationalen Hofer Filmtagen 1969 (IHF) wurdest du mit deinem Kurzfilm ROSA ARBEITER AUF DER GOLDENEN STRAßE II. TEIL Mitglied der HoF Familie. Seit diesem Moment hast du die IHF immer wieder geprägt, herausgefordert und bereichert – als ständiger Gast, als Visionär, als unermüdlicher Impulsgeber. So viele unvergessliche Augenblicke verbinden uns mit dir. Erinnern wir uns an einige davon…
Du warst deutscher Film- und Theaterregisseur, Produzent, Autor und Professor für Regie. Du warst Aktivist, öffentlicher Wegbereiter und Mitbegründer der LGBTQIA+ - Bewegung in Deutschland. Du hast Sichtbarkeit geschaffen, wo Schweigen herrschte, und hast dich nie gescheut, anzuecken – weil es notwendig war. Aber vor allem warst du Mensch!
Mit WAS DIE RECHTE NICHT SIEHT warst du ebenfalls bei den 6. IHF vertreten. Ein weiterer Beweis dafür, dass dein Kino Haltung hatte – und Haltung verlangte.
UNSERE LEICHEN LEBEN NOCH, gezeigt bei den 15. IHF 1981, war ein schmerzhaftes, mutiges Erinnern und ein Aufruf zum Hinsehen.
Mit AFFENGEIL über Lotti Huber bei den 24. IHF 1990 hast du einer außergewöhnlichen Frau ein Denkmal gesetzt – liebevoll, frech und zutiefst menschlich.
2012, zu deinem 70. Geburtstag, hast du den 46. IHF ein besonderes Kapitel geschenkt: 70 Kurzfilme von Rosa von Praunheim. Im selben Jahr zeigten Julia von Heinz, Chris Kraus, Axel Ranisch, Tom Tykwer und Robert Thalheim ihre Liebeserklärung an dich, den Dokumentarfilm ROSAKINDER. Diese Filme zeigen vielleicht deutlicher als alles andere deine ungebremste Unterstützung in allen Belangen – deine Fürsorge, deine Nähe, deine bedingungslose Solidarität.
Unvergessen bleibt auch deine Laudatio in Gesangsform zum Filmpreis der Stadt Hof 2021 für Julia von Heinz. Dieser Moment war so überraschend, herzlich, komisch und tief bewegend.
Zuletzt warst du 2024 mit 30 JAHRE AN DER PEITSCHE bei uns. Ebenfalls zu Gast war Dietrich Kuhlbrodt, der schon immer von dir interviewt werden wollte – und beim Clubgespräch „Exzessive Inspiration“ wurde es Wirklichkeit. Du schlüpftest in die Rolle des Interviewers: ein wildes Gespräch, lebensumspannend, klug, exzessiv und voller Energie.
Dein Einsatz für die queere Community war nicht immer unumstritten – und das war gut und wichtig. Du hast aufgeklärt, provoziert und „Normalität“ geschaffen, wo Ausgrenzung herrschte. Du hast dabei Kino als Raum der Freiheit verstanden – und uns immer daran erinnert, wofür es da ist.
Wir haben mit dir viel gelacht.
Wir haben mit dir geweint.
Wir haben mit dir gestritten und gelernt.
Du bist und bleibst eine Inspiration für uns alle.
Lieber Rosa,
RIP
Dein Internationale Hofer Filmtage Team
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