Der Film spielt im Budapest der 1930er und 1940er Jahre und handelt von der Dreiecksbeziehung der Kellnerin Ilona Várnai zu dem jüdischen Restaurantbesitzer László Szabó und dem Pianisten András Aradi.
Joachim Król
„jemand hat mal gesagt: ‚there are three important things about filmmaking. casting, casting, casting‘“ ich stimme dem uneingeschränkt zu. wochen- und monatelang hatten mich produzent und regisseur mit ankündigungen in atem gehalten. ein phantastisches drehbuch sei im entstehen, eine großartige produktion im aufbau, und vor allem, man habe eine wunderbare rolle für mich. eine, wie ich sie noch nie gespielt hätte. ich war mehr als gespannt und natürlich skeptisch. trommeln gehört ja bekanntlich zum geschäft. und nicht selten folgt aufs trommeln stille. nicht in diesem fall. das drehbuch von ruth toma, einer unserer besten drehbuchautorinnen, war hervorragend. sie hatte nick barkows roman ‚das lied vom traurigen Sonntag‘, der als unverfilmbar galt, äußerst geschickt und behutsam benutzt, die figur der ilona dazuerfunden und das ganze mit einer genialen dramaturgischen klammer versehen. meisterlich. ein sehr vielversprechender beginn. aber über allen noch zu lösenden problemen, die solch ein vorhaben wie ‚gloomy Sunday‘ mit sich bringt, stand natürlich die besetzung. ruth tomas buch bot vier gleichberechtigte hauptrollen mit ilona, hans, laszlo und andras. wobei ilona natürlich das strahlende zentrum sein musste. eine schwere aufgabe für die casterin tina böckenhauer. da ich (als laszlo) schon besetzt war, bat man mich, als anspielpartner für das ‚casting ilona“ zur verfügung zu stehen‘.
schon aus eigenem interesse eine selbstverständlichkeit. und fast am ende des tages, nach endlosen wiederholungen der wichtigsten ilona-laszlo-szenen, mit den besten kolleginnen, die tino böckenhauer einladen konnte, war immer noch nichts entschieden, als ein kleines wunder geschah. es fehlte noch erika maroszan, eine kollegin aus ungarn, von der kaum jemand der anwesenden jemals etwas gehört hatte. die kleine tür, die in die gewaltige studiotür eingelassen war, öffnete sich zögerlich und in ihrem rahmen stand plötzlich – ilona. mit einem zauberhaften akzent sagte sie absurderweise: „guten tag, ich bin erika“, was sie im selben moment für alle anwesenden nicht mehr war. das folgende vorsprechen war reine formsache. nie wieder habe ich erlebt, dass eine schauspielerin dermaßen eins mit der von ihr zu spielenden rolle war. alle, wirklich alle, waren verliebt in sie.