Nach dem Welterfolg der Dreigroschenoper ist Bertolt Brecht ist nicht bereit, bei der Verfilmung des Stoffs nach den Regeln der Filmindustrie zu spielen. Seine Vorstellung vom „Dreigroschenfilm“ ist radikal, kompromisslos, politisch, pointiert. Darauf will sich die Filmindustrie nicht einlassen. Während vor den Augen des Autors in seiner Filmversion der Dreigroschenoper der Kampf des Londoner Gangsters Macheath mit dem Kopf der Bettelmafia Peachum Form anzunehmen beginnt, sucht Brecht die öffentliche Auseinandersetzung.
„es war mir seit jahren ein rätsel, warum sich niemand filmisch an diese herausragende figur der weltliteratur- und theatergeschichte gewagt hat. spätestens nach dem fall der mauer wäre es zeit gewesen für den großen brecht-film. brecht bietet alles. vom kreml bis zum carcrash. vom boulevard bis zum komitee für unamerikanische umtriebe. filmstoff en masse. umso mehr habe ich mich darüber gefreut, den peachum in joachim langs film „mackie messer – brechts dreigroschenfilm“, der eine besondere berliner episode um die premiere der „dreigroschenoper“ und deren geplante verfilmung zum thema hat, spielen zu dürfen. als teil eines wahnsinnsensembles. große ehre. und herausforderung. denn als sänger hatte ich mich in der vergangenheit nicht besonders hervorgetan. aber mit harter arbeit und der hilfe hervorragender musiker habe ich es, so will ich hoffen, respektabel hinbekommen. auf jeden fall hat es riesenspaß gemacht. wer sich fragt: „warum brecht? heute?“, dem sei folgende anekdote erzählt. peachum stattet männer und frauen fürs bettlergewerbe aus. und kassiert dafür. ein einträgliches, jedoch illegales geschäft. london 1837. für unseren film statteten unsere kostümdesignerinnen statisten ebenfalls als bettler aus, historisch. in einem alten gebäude am rande des korenmarktes in gent. von dort machten sich die komparsen auf den weg ans set. eines tages erschien die polizei. ihr war zur anzeige gebracht worden, dass seit ein paar tagen ganz normale leute ein gebäude mitten in der stadt beträten und kurz darauf dieses zerlumpt, als bettler, wieder verließen. das weise doch sehr auf gewerbsmäßige bettelei hin, die zu unterbinden sei. gent 2018. fast zweihundert jahre. die sensibilität für das elend ist nicht geringer geworden.“