Als der Berliner Grundschullehrer Khalil Kriegsbilder aus seiner kurdischen Heimatstadt Cizre zugespielt bekommt, glaubt er, in den Videos seine für tot gehaltene Schwester zu erkennen. Sein geordnetes Leben gerät aus den Fugen: Er versucht um jeden Preis, seine Schwester in Sicherheit zu bringen und die Öffentlichkeit über den brutalen Krieg zu informieren. Als seine Existenz in Berlin am Abgrund steht, muss er sich fragen, wo er hingehört.
Stille Post
Florian Hoffmann
Geboren 1987 in Berlin. Studium der Ethnologie, Soziologie und Politikwissenschaften an der Universität Basel. Regiestudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb). Tätig als Drehbuchautor und Regisseur.
2015 | Arlette. Mut ist ein Muskel | Dokumentarfilm | |
Hotel der Diktatoren | Kurzdokumentarfilm | ||
2017 | Egal gibt es nicht | Dokumentarfilm | |
2021 | Stille Post | Spielfilm | 2021 |
„Meine Reise mit diesem Film begann 2015, als ich mitbekam, wie ein Vorfall in der Türkei meine kurdischen und türkischen Freunde in Berlin über Nacht entzweite. Das türkische Militär hatte in einer Nacht-und-Nebel-Aktion die kurdische Stadt Cizre umzingelt und eine Ausgangssperre verhängt. Kurz darauf begann das türkische Militär, Cizre zu bombardieren. Störsender verhinderten den Handyempfang der Bewohner. Das türkische Militär wollte sichergehen, dass kein Bild dieser Geheimoperation die Stadt verlässt. Um mehr zu erfahren, musste ich selbst hinfahren. Ich fand eine zerstörte Stadt vor und sprach mit traumatisierten Einwohnern. Zugleich sicherte ich die Videos, die die Bewohner von Cizre heimlich mit ihren Handys gedreht hatten und die Angriffe und Menschenrechtsverletzungen während der Ausgangssperre belegten. Zurück in Deutschland: Tausende unschuldige Menschen waren ums Leben gekommen oder schwer verletzt – aber in unseren Medien wurde es mit keiner Zeile erwähnt. Ich setzte meine Recherche in verschiedenen Nachrichtenagenturen fort und wollte wissen: Was brauchen Kriegsbilder, um im Wettbewerb um Medienaufmerksamkeit konkurrieren zu können? Doch das Herzstück von STILLE POST sind die authentischen Handyvideos aus der kurdischen Krisenregion. Sie erinnern an die Videoaktivisten, die mutig jene Kriege dokumentieren, die in unserer Medienwelt keinen Platz finden – und denen dieser Film gewidmet ist.“