Der Film porträtiert drei adelige Singlefrauen zwischen traditionellem Anspruch und Alltag, zwischen Schloss und Plattenbau, zerrissen von den Erwartungen der Eltern, die sie nicht mehr erfüllen können, und den tief verinnerlichten eigenen Ansprüchen. Wenn sie weiter zum Adel gehören wollen, müssen sie einen adeligen Mann heiraten oder alleine bleiben, denn innerhalb des Adels gilt das „Mannesstammprinzip".
Gräfin Alexandra von Bredow lebte ein wildes Leben mit rauschenden Bällen. Heute bewohnt sie eine Einzimmer-Wohnung und lebt davon, Perlenketten herzustellen. Im Alter von 48 Jahren findet sie nach Depressionen und Rückschlägen endlich die große Liebe.
Baronesse Alexandra von Beaulieu Marconnay, Oboistin und Lehrerin, hat nach dem Tod des Vaters eine enge Beziehung zu ihrer Mutter. Beim Umzug in eine neue Stadt nutzen ihr ihre adeligen Verbindungen, um dort Fuß zu fassen. Doch es fällt ihr schwer, aus dem Schatten der Mutter und der mächtigen Ahnenreihe zu treten.
Verena von Zerboni di Sposetti hat mit Mädcheninternat und Jurastudium eine elitäre Erziehung genossen. Mit der Entscheidung, ihren Beruf als Rechtsanwältin aufzugeben und etwas völlig anderes zu machen, katapultiert sie sich aus der adeligen Gesellschaft heraus und muss sich ganz neu orientieren.
Ein Film über drei Außenseiterinnen und den skurrilen Mikrokosmos des deutschen Adels.
Standesgemäss
Julia von Heinz
Geboren 1976 in Berlin. Studium und Promotion an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf. Tätig als Regisseurin, Drehbuchautorin, Produzentin und Hochschulprofessorin.
2008 | Alles was am Ende zählt | Spielfilm | |
Standesgemäß | Dokumentarfilm | 2008 | |
2012 | Hanni und Nanni 2 | Spielfilm | |
Rosakinder | Dokumentarfilm Co-Regie |
2012 | |
2013 | Hannas Reise | Spielfilm | 2013 |
2015 | Ich bin dann mal weg | Spielfilm | |
2017 | Katharina Luther | TV-Film | |
2018 | Für immer und dich | TV-Film | 2018 |
2020 | Und morgen die ganze Welt | Spielfilm | 2020 |
Mein Debüt Was am Ende zählt hatte zunächst nicht den Erfolg und die Sichtbarkeit, die es gebraucht hätte, um einen nächsten Langfilm machen zu können. Zwei Jahre brauchte es, bis sich ein Verleiher fand, der ihn mit drei Kopien ins Kino brachte. MissingFilms wurde dann viel mehr als ein Verleiher für mich. Christos Acrivulis, der auch die Filme von Rosa von Praunheim verleiht, wurde ein Freund und der Mensch, der bald fast alle meine Filme in sein Programm nahm, auch Standesgemäß. Dieser Dokumentarfilm entstand, weil ein kluger Redakteur beim BR das Thema so befremdlich fand, dass er es nicht fiktionalisiert sehen wollte, sondern dokumentarisch an der Realität überprüft. Und das ist es auch! Adelige Singlefrauen, Außenseiterinnen, die keinen standesgemäßen Partner finden, sind gefangen in den starren Konventionen eines Standes, der umso rigider agiert, da er ja als Stand abgeschafft wurde. Das von Adelsverbänden weiter propagierte „Mannesstammprinzip“ wurde für John Quester und mich, die den Film auch erstmals als Produzenten umsetzten, zum Symbol und konzentrierten Ausdruck der patriarchalen Gesellschaft, in der wir lebten und arbeiteten. Eine Gesellschaft, die dem Mann einen hohen Status abverlangt und der Frau eine dienende und untergeordnete Rolle zuweist. Da der Film unerwartet komisch und emotionaler wurde, als ich es mir vorher hätte vorstellen können, legte er den Grundstein für meinen Beruf als Regisseurin. 2009 gewann er den Nachwuchspreis Regie beim Bayerischen Fernsehpreis und im selben Jahr gewann Was am Ende zählt die Goldene Lola für den besten Kinder- und Jugendfilm. Ich bekam als Regisseurin Boden unter die Füße.