Auf den ersten Blick haben sie nichts miteinander zu tun, die fünf Regisseure, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch schaut man auf ihre Biografien, so entdeckt man einen Namen, der sie alle verbindet: Rosa von Praunheim, der wohl hemmungsloseste, offensivste und ehrlichste Regisseur Deutschlands. Anlässlich seines 70. Geburtstags drehten die Rosakinder, wie sie sich selbst nennen, eine Hommage an Praunheim. Sie stellen darin sich selbst und ihren Weg zum Film vor, und immer wieder taucht dabei in Schlüsselphasen ihres Lebens und ihrer kreativen Arbeit Rosa von Praunheim auf.

Jeder der Regisseure hat seinen kleinen, ganz persönlichen Film über die Beziehung zu Rosa gedreht. Das Ergebnis ist eine bunte Genrecollage im dokumentarischen Rahmen. Zwischen Kreativität, Innovationsdrang, Trotz, Gewalt, Provokation, Unsicherheit und Liebe gleichermaßen wird der Lehrer immer mehr zur Vaterfigur. Ein Vater, mit dem man sich manchmal so sehr streitet, dass man sich mit ihm schlagen möchte. Aber auch ein Vater, den man anruft, wenn man eigentlich alleine sein und mit niemandem sprechen möchte.

Cast

Rosa von Praunheim
Rosakinder - Poster 2

Rosakinder

Julia von Heinz, Chris Kraus, Axel Ranisch, Robert Thalheim, Tom Tykwer

Produktion Land / Jahr
Deutschland 2012
Sprache
ohne Dialog ohne UT
Format
95min

Regisseur & Crew

Julia von Heinz 1

Julia von Heinz

Geboren 1976 in Berlin. Studium und Promotion an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf. Tätig als Regisseurin, Drehbuchautorin, Produzentin und Hochschulprofessorin.

Filmografie

2008 Alles was am Ende zählt Spielfilm
Standesgemäß Dokumentarfilm 2008
2012 Hanni und Nanni 2 Spielfilm
Rosakinder Dokumentarfilm
Co-Regie
2012
2013 Hannas Reise Spielfilm 2013
2015 Ich bin dann mal weg Spielfilm
2017 Katharina Luther TV-Film
2018 Für immer und dich TV-Film 2018
2020 Und morgen die ganze Welt Spielfilm 2020

Chris Kraus

Axel Ranisch

Robert Thalheim

Tom Tykwer

Rosakinder und Meine Väter

Rosa von Praunheim lernte ich im Jahr 2005 kennen, zunächst als seine Praktikantin, dann als seine Regieassistentin und Cutterin, als seine künstlerische Mitarbeiterin an der Filmhochschule und letztlich als seine Freundin, Vertraute und Kollegin, die seit nun 20 Jahren beieinander in künstlerischen und menschlichen Fragen Rat fanden. Zu seinem 70. Geburtstag beschlossen wir, ihm eine filmische Liebeserklärung zu machen, RegisseurInnen, die von ihm als Mentor und Vaterfigur geprägt wurden. Es ist unsere Liebeserklärung geworden an Rosa, an diesen unglaublich mutigen, produktiven und warmen Menschen, dessen Kunst und Aktivismus seit 60 Jahren das deutsche Filmschaffen prägen. Und es ist ein Film über das Filmemachen geworden, fünf RegisseurInnen, die schonungslos und offen ihren eigenen beruflichen Weg schildern.

Wie wichtig mir Rosa als Mentor war, wurde mir erneut bewusst, als ich im Rahmen einer europäischen Covid-Compilation Isolation meinen Kurzfilm Meine Väter beisteuerte. Mein Vater war 80-jährig einen Tag vor dem ersten Lockdown gestorben. Beim Ausräumen seines Zimmers in Dresden entdeckten meine Schwester und ich, dass er seine Homosexualität vor uns verborgen und im Grunde ein ganzes mögliches Leben versäumt hat. Er war fast derselbe Jahrgang wie Rosa von Praunheim. In einem Briefwechsel mit Rosa habe ich die neue Erkenntnis über meinen Vater filmisch verarbeitet.

Kamera
Dennis Pauls
Frank Griebe
Schnitt
Milenka Nawka
Set Design
Tom Preston
Kostümbild
Petra Fassbender
Polly Matthies
Ton
Veit Norek
Oliver Sechting
Torben Seemann
Johannes Varga
Sound Design
Veit Norek
Maske
Wiebke Reich
Fernsehredaktion
Andreas Schreitmüller (ARTE)
Andrea Hanke (WDR)
Produzent*innen
Meike Kordes
Alexandra Kordes