Kurzfilme sind seit den Anfängen der Hofer Filmtage ein fester Bestandteil des Programms, so bleiben die Internationalen Hofer Filmtage auch in ihrer 59. Ausgabe dieser Tradition treu. Was einst 1967 als reines Kurzfilmfestival begann, hat sich über die Jahrzehnte zu einem wichtigen Schauplatz für kurze filmische Formen entwickelt, die mehr denn je den Puls der Zeit treffen und erste Fingerübungen junger Filmschaffender zeigen.
Mit 69 Kurzfilmen mit einer Länge bis zu 50 Minuten ist der Jahrgang besonders stark. Die Themen setzen sich unter anderem mit Flucht, Klimawandel, Kriege bis hin zu Fragen der Demokratie und zwischenmenschlichen Beziehungen auseinander. Die Filme eröffnen dabei neue Perspektiven, hinterfragen bestehende Narrative und zeigen, wie kraftvoll das kurze Format sein kann. Das Programm bietet eine stilistische Bandbreite – gezeigt werden Dokumentarfilme, Animationsfilme und Spielfilme aus aller Welt. Die 59. Internationalen Hofer Filmtage beweisen damit erneut, dass der Kurzfilm kein Nebenschauplatz ist, sondern eine eigenständige Kunstform mit Relevanz, Tiefe und Innovationskraft.
Ein Ausblick auf die Filme:
Regisseur Carsten Degenhardt verbindet in seinem politischen Kurzfilm PROLOG DER FINSTERNIS Vergangenheit und Gegenwart, indem er Zitate von AfD-Politiker*innen mit der Sprache der NS-Zeit konfrontiert. Tuna Kaptan, der im Jahr 2023 bei den 57. Internationalen Hofer Filmtagen mit dem Förderpreis Neues Deutsches Kino ausgezeichnet wurde, präsentiert diesmal seinen neuen Kurzfilm ISHAQ. Der Film erzählt die Geschichte einer deutschen Großmutter, die versucht, ihren Enkel aus dem Irak zurückzuholen, nachdem ihre Tochter bei IS ums Leben gekommen ist. In der ukrainisch-belgischen Produktion GAMLET folgt der Filmemacher Jan Beddegenoodts einem berühmten ukrainischen Straßenkünstler, der von seinem Kommandeur - trotz Krieg im Land - den Befehl erhält, weiter zu malen.
In ihrem Dokumentarfilm QUEER EXILE begleiten die Filmemacherinnen Lou von Sohlern und Matilda Mokina drei russische, queere Menschen bei ihren unterschiedlichen Exilerfahrungen in Deutschland. Der Film wurde mit dem Starter-Filmpreis der Landeshauptstadt München ausgezeichnet.
Auch Emma Bading, die regelmäßig ihre Filme in Hof vorstellt und im vergangenen Jahr mit dem Jury-Kurzfilmpreis der Stadt Hof ausgezeichnet wurde, ist wieder mit einem neuen Werk am Start: Zusammen mit Lasse Lehmann hat sie den Kurzfilm AFTERLIKE gedreht. Ein Influencer-Paar möchte mehr Reichweite generieren und trinkt dafür live auf TikTok ein giftiges Vape-Liquid.
Auch Dominik Graf, schon oft Gast in Hof, zeigt diesmal seinen Kurzfilm DOPPELGÄNGER. Ein Münchner Student wird von der beunruhigenden Behauptung verfolgt, sein Doppelgänger gehe in der Stadt umher. Was als Gerücht beginnt, entwickelt sich zu einer Reise zwischen Misstrauen, Identität und der Frage, ob Realität und Paranoia noch voneinander zu trennen sind.
Mit seinem Langfilmdebüt „Stumm vor Schreck“ gewann Daniel Popat 2022 den Kritikerpreis der Hofer Filmtage. Dieses Jahr zeigt er seinen Kurzfilm DEUTSCHLAND WIEDER IM HERBST, der als eine Hommage an Rainer Werner Fassbinder gesehen werden kann.
Im Dokumentarfilm DIE UNVERZICHTBAREN beleuchtet der Filmemacher Florian Hoffmann drei Berufe, ohne die unsere Gesellschaft nicht funktionieren würde. Er begleitet einen Reinigungsarbeiter, einen DHL-Boten und eine Pflegehilfskraft. Um Frauen Empowerment geht es im LADY ATTILA von Apolline Andreys. Die Geschichte handelt von Agathe, die Traktoren liebt, aber auch Rockmusik. Eine besondere Story erzählt David Füsgen mit HARD CASH, in der der Mann nach einer Nachtschicht in der Fabrik feststellt, dass er Münzen erbrechen kann, und zwar eine enorme Menge davon.
Besonders emotional wird es im Dokumentarfilm DIE FLIEGENDEN TIERE von Lea Zitzenbacher. Sie hat Kinder begleitet, die mit schweren Krankheiten leben und sich in einem eng getakteten Kosmos aus Untersuchungen und Krankenhausaufenthalten bewegen. Durch Zeichnen bewahren sie sich jedoch Zugang in Fantasiewelten und zueinander. Der Film macht diese Universen mithilfe von Animation auch uns Erwachsenen zugänglich. In THE GOOD WOMAN setzt sich Masha Mollenhauer mit dem restriktiven Abtreibungsgesetz in Polen auseinander und zeigt eindrucksvoll, wie solche Gesetze Frauen gefährden.
Viele junge Talente, die oft schon eine eigene Handschrift entwickelt haben, präsentieren ihre ersten Filme in Hof. Sie kommen dabei nicht nur von den deutschen Filmhochschulen wie Berlin, Babelsberg, München, Ludwigsburg, Köln oder Hamburg, sondern auch aus dem näheren und ferneren Ausland. So werden in Hof gleich zwei Kurzfilme aus Neuseeland gezeigt. In NAUSEA von Queen Brat geht es um eine unerwartete Verbindung von zwei Fremden in der Abgeschiedenheit Neuseelands. Und in PACK RAT erzählt Lucy Suess die Geschichte einer 15-Jährigen, die um ihren Platz in einer Jungs-Gang kämpft.
Aus China kommt eine Co-Produktion mit der HFF München: HELLO… von Ivan Dubrovin handelt von einem jungen Mann, der an Depressionen leidet und Probleme bei der Partnersuche hat. Der iranische Regisseur Mohammad Hormozi beschreibt in seinem Kurzfilm OROSI die Geschichte einer iranischen Musikerin, die versucht, die Grenze auf dem Landweg zu überqueren. Der Brasilianer Victor Quintanilha zeigt JACARÉ, ein von Neugier und Sehnsucht nach dem Meer getriebener Teenager lässt sich auf ein Abenteuer einlässt, das ihn zutiefst verändern wird.
Dies ist nur ein kleiner Ausblick auf das große, vielfältige Angebot der Kurzfilme, die jeweils vor den langen Filmen laufen. Da die Filmeinreichungen in diesem Jahr so zahlreich und spannend waren, zeigen wir mit KURZGESCHICHTEN gleich drei Programme ausgewählter Kurzfilme am Freitag, 24. und Samstag, 25. Oktober 2025.
Die 59. Internationalen Hofer Filmtage finden statt vom 21. Bis 26. Oktober in Hof und online im plus7daysstream bis zum 02. November 2025 und laden dazu ein, sich von der Vielfalt, dem Mut und der kreativen Kraft des Kurzfilms begeistern zu lassen.
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